Terminsprechstunde
Tagesklinik/-praxis*
Service Hotline 04421 773770
info@tierarzt-michling.de

Leishmaniose

Die Leishmaniose ist eine Zoonose mit weltweiter ­Bedeutung. Die Übertragung der Leishmanien erfolgt hauptsächlich über Sandmücken (Phlebotomus-Spezies), die im Mittelmeerraum endemisch sind. In Deutschland wird die Leishmaniose immer häufiger diagnostiziert. Gefährdet sind vor allem Hunde, die im südlichen Ausland waren.

Allerdings können Leishmanien-übertragende Mücken inzwischen auch in Deutschland nachgewiesen werden, und manchmal kommt die Leishmaniose auch bei Hunden ohne Auslandsvorbericht vor. Eine endemische Ausbreitung in warmen Regionen in Deutschland ist daher denkbar.

Symptome und Krankheitsverlauf

Das klinische Bild der Leishmaniose variiert stark. Nur ein Teil der Hunde mit Leishmanien-Infektion wird krank, die Inkubationszeit kann zwei Monate bis mehrere Jahre dauern.
Der Verlauf der Infektion hängt von der Immunantwort des Hundes ab. Ob und wann ein Hund, der mit Leishmanien infiziert ist, erkrankt, ist schwer vorherzusagen. Die klinische Manifestation der Erkrankung entsteht überwiegend durch die Bildung von Immunkomplexen. Viele Patienten entwickeln Immunkomplex-bedingte Glomerulonephritiden (Nierenerkrankung). Typi­scher labordiagnostischer Befund ist eine Hyperglobulinämie. Eine Hypalbuminämie entsteht vor allem durch Proteinverlust über die Nieren bei Patienten mit Glomerluonephritis. Eine renale Azotämie kann auftreten, wenn bei proteinurischen Patienten später im Krankheitsverlauf Schäden der renalen Tubuli entstehen. Manchmal tritt eine aregenerative Anämie, Thrombozytopenie und Neutropenie oder Lymphopenie durch Vermehrung der Leishmanien im Knochenmark bzw. in Lymphknoten auf.

Diagnose

Zur Diagnose der Leishmaniose können indirekte Nachweisverfahren und direkte Erregernachweise durchgeführt werden.

Indirekter Erregernachweis

Ein indirekter Erregernachweis (Nachweis von Antikörpern gegen Leishmanien im Serum) ist z.B. mittels Immunfluoreszenz (IF) möglich. Ein Nachweis von Antikörpern gegen Leishmanien gelingt oft erst sechs Wochen nach Infektion. Hunde, bei de­nen Antikörper nachgewiesen werden, haben eine ­bestehende Infektion und damit ein Risiko, an Leishmaniose zu erkranken. Bei Hunden mit grenzwertigem Antikörpertiter (meist unspezifische Reaktionen) sollte die Antikörperkonzentration nach ein paar Wochen erneut bestimmt werden. Etwa ein Drittel aller infizierten Hunde, auch solche mit klinisch manifester Leishmaniose, haben keine Antikörper. Ein negatives Ergebnis schließt die Infektion daher nicht aus.

Direkter Erregernachweis

Der Nachweis von Leishmanien ist mit verschiedenen Methoden möglich. Mit einer mikroskopischen Untersuchung Giemsa-gefärbter Aspirate oder Abklatschpräparaten von z.B. Lymphknoten, Knochenmark, Milz oder Hautulzera können Leishmanien im Zytoplasma von Makrophagen gefunden werden. Mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) kann die DNA der Leishmanien im Blut oder in verschiedenen Gewebeproben nachgewiesen werden. Goldstandard ist die PCR aus Knochenmark. Alternativ kann die PCR mit einem Konjunktivalabstrich erfolgen. Die Probenentnahme ist unproblematisch und die Sensitivität der Konjuntival-PCR ist beinahe so gut wie die Sensitivität der Knochenmarks-PCR. Alle direkten Erregernachweise sind nur im positiven Fall beweisend.

Fazit zur Diagnose

Zum Nachweis einer Leishmaniose beim kranken Hund sollten grundsätzlich ein Antikörpernachweis und eine PCR-Untersuchung (Konjunktival-Tupfer oder Knochenmark) kombiniert durchgeführt werden. Die Diagnose Leishmaniose kann gestellt werden, wenn die Antikörperkonzentration hoch ist und/oder das PCR-Ergebnis positiv ausfällt. Bei einem negativen PCR-Ergebnis und einem negativen oder grenzwertigen Antikörpernachweis kann die Antikörperkonzentration erneut – in etwa vier Wochen später – bestimmt werden. Sind die Antikörper dann hoch, ist dies der Beweis für eine Leishmanien-Infektion. Ist der Antikörpernachweis nach wie vor niedrig oder grenzwertig, sollte erneut eine PCR-Untersuchung (Knochenmark) durchgeführt werden. Der Ausschluss einer Infektion mit Leishmanien bei gesunden Hunden ist nicht ganz einfach, da sowohl der direkte als auch der indirekte Er­regernachweis falsch negativ sein können. Zum Ausschluss einer Infektion sollten Antikörper bei allen Hunden bestimmt werden, die zuvor im Ausland waren (frühestens sechs bis acht Wochen nach Auslandsaufenthalt). Bei einem negativen Antikörpernachweis sollte zusätzlich noch eine Konjunktival-Tupfer-PCR erfolgen.

Therapie

Jeder Hund mit Leishmanien-Infektion sollte therapiert werden. Zur Behandlung der Leishmaniose stehen unterschiedliche Medikamente (leishmanizide und leishmanistatische Medikamente sowie Immunmodulatoren) zur Verfügung.

Leishmanizide  Medikamente:

Meglumin-Antimonat (Glucantime®) ist ein leish­manizides Medikament. Die Gabe erfolgt einmal täglich über 28 Tage (100mg/kg alle 24 Stunden subkutan). Bei den meisten Hunden tritt eine Besserung der klinischen Symptome bereits nach zwei Wochen ein. Als Nebenwirkungen können schmerzhafte Schwellungen im Bereich der Injektionsstelle und gastrointestinale Symptome (Durchfall, Erbrechen) auftreten. Schwerwiegende Nebenwirkungen (Pankreatitis, akutes Nierenversagen) sind seltener beschrieben.

Milteforan (Miltefosin®) ist ein weiteres leishmanizides Medikament. Es ist im südeuropäischen Ausland für den Hund zugelassen. Es kann oral verabreicht werden (2mg/kg alle 24 Stunden über 28 Tage). Zu den häufigsten Nebenwirkungen beim Hund zählen Durchfall und Erbrechen.

Leishmanistatische Medikamente:

Allopurinol ist das Mittel der Wahl für eine leishmanistatische Behandlung. Es hemmt die Synthese von Purinen im Wirt (Xanthinoxidasehemmung). Dadurch stehen den Leishmanien keine Purine mehr zur Verfügung, und die Entwicklung der Parasiten wird gehemmt. Allopurinol wird als Langzeittherapie eingesetzt, in der Regel lebenslänglich (10mg/kg alle 12 Stunden per os). Begleitend muss eine spezielle Diät (purinarm) gefüttert werden, um der Bildung von Xanthinsteinen vorzubeugen.

Mit Domperidon (Leisguard®) steht inzwischen ein adjuvantes Medikament zur Verfügung, das die körpereigene TH1-Immunabwehr stärkt, welche die Entstehung klinischer Symptome unterdrücken kann. Domperidon kann daher zur Behandlung zusätzlich zu anderen Medikamenten und zur Prävention der Leishmaniose eingesetzt werden. Es ist im südeuropäischen Ausland für den Hund zugelassen. Infizierte Hunde erhalten 1mg/kg alle 12 Stunden oral. Über ­eine gesteigerte Prolaktin-Freisetzung kann Domperidon Scheinträchtigkeit hervorrufen. Es sollte daher nicht bei unkastrierten Hündinnen eingesetzt werden.

Therapieempfehlung bei gesunden Hunden mit Leishmanien-Infektion ohne Proteinurie:

  • Langzeittherapie mit Allopurinol und Domperidon

  • Regelmäßige Kontrollen alle sechs Monate (Urinuntersuchung auf Xanthin-Kristalle und UPC, Blutbild, Leishmanien-Antikörper)

Therapieempfehlung bei Hunden mit klinisch manifester Leishmaniose oder bei gesunden Hunden mit Proteinurie:

  • Therapie mit Meglumin-Antimonat oder Milteforan über vier Wochen; während der Behandlung regelmäßige Kontrollen im Abstand von zwei Wochen (Blutbild, Serumprofil, UPC)

  • Langzeittherapie mit Allopurinol und Domperidon; regelmäßige Kontrollen alle drei Monate (Urinuntersuchung auf Xanthin-Kristalle und UPC, Blutbild, Leishmanien-Antikörper)

Die Prognose infizierter Hunde ist abhängig von bereits aufgetretenen Organ-Veränderungen. Patienten mit Proteinurie haben eine deutlich schlechtere Prognose mit kürzeren Überlebenszeiten. Ein weiterer negativer prognostischer Faktor ist eine Lymphopenie. Die Höhe der Anti­körperkonzentration korreliert nicht mit der Prognose. Alle Hunde, bei denen eine Infektion mit Leishmanien nachgewiesen wurde, sollten eine Therapie erhalten. Durch eine frühzeitige Behandlung kann das Auftreten von Glomerulonephritis und Knochenmarkssuppression verhindert oder zumindest verlangsamt werden; infizierte Hunde können dadurch sogar viele Jahre symptomfrei leben.

Prophylaxe

Der beste Schutz ist es, Hunde nicht ins südliche Ausland mitzunehmen. Ist dies nicht möglich, sollten Hunde eine gute Prophylaxe erhalten:

Inzwischen gibt es einen Impfstoff mit EU-Zulassung zur Impfung von Hunden ab sechs Monaten. Nach einer Grundimmunisierung (drei Impfungen im Abstand von drei Wochen und eine Impfung ein Jahr später) muss eine jährliche Wiederholungsimpfung durchgeführt werden.

Hunde, die vor Reiseantritt nicht mehr rechtzeitig geimpft werden können, sollten prophylaktisch während des Aufenthalts Domperidon (1mg/kg alle 12 Stunden per os) bekommen.

Zum Schutz vor Sandmücken sollten alle Hunde ein repellierendes Deltamethrin-haltiges Halsband oder besser noch ein Permethrin-haltiges Spot on (z.B. alle zwei Wochen) erhalten. Ein Aufenthalt im Freien in Zeiten der Dämmerung sollte vermieden werden.

Quelle: Prof. Dr. Katrin HartmannDr. Michéle Bergmann


Bitte geben Sie die Zeichenfolge in das nachfolgende Textfeld ein.
Die Datenschutzbestimmungen habe ich zur Kenntnis genommen.

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

  • Leisguard auch für MDR +/- Hunde?

    Ich fahre in etwa 4 Wochen mit meinem Hund nach Südfrankreich und möchte ihn ausreichend schützen. Da Domperidon als Kategorie 2 (nur nach Nutzen/Risisko-Abwägung zu verabreichen) der Wirkstoffe bei MDR1 Gendefekten gelistet wird, bin ich unsicher, ob ich meinem Hund als Genträger (MDR +/-) tatsächlich zur Prophylaxe dieses Medikament geben kann/soll, da ja auch bei MDR +/- eine Reaktion auf Medikamente der Kategorie 1 und 2 auftreten KANN. Wie würden Sie das handhaben?