„Geiz ist geil“-Mentalität
Zunehmend sind wir wieder mit „Preishoppern“ konfrontiert, welche den billigsten Anbieter für die Kastration von Katzen suchen – wir sind das nicht.
Immer wieder fallen uns schwersttraumatisierte Katzen oder katastrophale Wundverschlüsse auf, dies ist in vielen Fällen der Tatsache geschuldet eine Leistung so billig wie möglich anzubieten.
Ein Aufklärungsversuch
„der Tierarzt ist berufen, leiden und Krankheiten der Tiere zu verhüten, zu lindern und zu heilen“ - „niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“
Zur modernen Tiermedizin gehört dementsprechend ein professionelles Schmerzmanagement. Das sind wir den Patienten und unserem Berufsstand schuldig. Doch dies ist oft leichter gesagt als im (Praxis-) Alltag auch getan.
Das Wohl der Tiere steht im Vordergrund. Das schließt auch eine adäquate perioperative Schmerztherapie mit ein, denn die negativen Folgen von Schmerzen, wie z. B. gestörte Wundheilung, stehen in keinem Verhältnis zu dem vermeintlich „positiven Effekt“ einer mit Schmerzen einhergehenden „natürlichen Schonhaltung“ des Tieres.
Ein weiteres wichtiges Ziel der Schmerztherapie ist, die Entstehung eines Schmerzgedächtnisses zu verhindern. Denn aus anhaltendem oder wiederkehrendem Schmerz können chronische Schmerzen entstehen, die selbst nach Beseitigung der eigentlichen Ursache bestehen bleiben. Dieses Phänomen nennt man Schmerzgedächtnis.
Das Risiko der Entstehung eines Schmerzgedächtnisses wird durch ein frühzeitiges, kontinuierliches und – wenn möglich – präventives Schmerzmanagement minimiert!
Welchen Nutzen hat z.B. bei einer Kastration eines gesunden Tieres die präemptive Analgesie - Schmerzen verspürt das Tier doch erst nach der OP?
In der Narkose wird nur die bewusste Wahrnehmung von Schmerzen aufgehoben. Der nozizeptive Vorgang, also die messbare Nervenaktivität, die für die Schmerzaufnahme, -weiterleitung und -verarbeitung notwendig ist, wird nicht beeinflusst. Operationsschmerzen können somit – auch wenn sie nicht bewusst wahrgenommen werden – zur Sensibilisierung und Übererregbarkeit des nozizeptiven Systems und zu verstärkten bzw. chronischen postoperativen Schmerzen führen.
Die präemptive Analgesie, also die Anwendung von Analgetika vor der chirurgischen Inzision bzw. dem Schmerzreiz, ist somit ein wesentlicher Bestandteil der perioperativen Analgesie und bewirkt bereits vor dem Ende der Anästhesie eine wirksame postoperative Schmerzreduktion.
Wer also schon bei der Kastration darauf bedacht ist den möglichst billigsten Tierarzt zu finden, bzw. nicht bereit ist aus Kostengründen seinem Tier ein optimales Schmerzmanagement zukommen zu lassen sollte sich vielleicht die Tierhaltung noch einmal überlegen.
Wie erkenne ich ob mein Tier z. B. ein Schmerzmittel erhalten hat? Ein Blick auf die Rechnung hilft...
Nachfolgendes Beispiel wird von der Bundestierärztekammer zur Verfügung gestellt. Die aufgeführte Beispielrechnung verdeutlicht das Abrechnungsprinzip. Eine fachliche Aussage darüber, ob die so berechneten Leistungen auch fachgerecht und in der Anzahl erforderlich sind, wird keinesfalls gemacht.
Abrechnungsbeispiel „Kastration weibliche Katze“
nach der juristisch bindenden „Gebührenordnung für Tierärzte“ (GOT) - hier ist nur das absolute Minimum berücksichtigt:
• Allgemeine Untersuchung mit Beratung
• Injektionsnarkose
• Kastration Katze weiblich
• *Injektion s.c. (diese Position beinhaltet üblicherweise das Schmerzmittel, leider auch gelegentlich nur ein Antibiotikum, welches bei sorgfältiger Operation nicht notwendig sein sollte)
Zwischensumme
• Entgelt für angewandte und abgegebene Medikamente
• Entgelt für Verbrauchsmaterialien
Gesamtsumme
Die Entwicklung der Veterinärmedizin ist sehr dynamisch und auch die Anforderungen der Rechssprechung an die Tierärzte sind in der Vergangenheit ständig gestiegen, so dass der "erforderliche" (das ist nicht das Gleiche wie der "übliche") Aufwand ständig zunimmt, um auf dem "anerkannten Stand der Wissenschaft und Praxis" zu sein, und auch den rechtlichen Anforderungen zu genügen - dieser gesteigerte Aufwand spiegelt sich dann auch in der Abrechnung wieder. |
Ablauf in unserer Praxis
Chirurgie - Kastration Katze
Neben einem geeignetem Schmerzmanagement folgt ein Aufheben der Narkose, damit der Patient sicher und schnell wieder erwacht.
Sollten Sie noch Fragen zu tierärztlichen Abrechnungen, professionelles Schmerzmanagement oder zur Kastration von Katzen haben, dürfen Sie sich gerne an uns wenden.
Ihr Team von TierarztPraxis Wilhelmshaven