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Rückenleiden bei Pferd und Reiter durch optimales Sattelmanagement vermeiden

Der Einfluss eines schlecht sitzenden Sattels auf die Entstehung von Lahmheiten beim Pferd und Rückenschmerzen beim Reiter ist bislang wenig wissenschaftlich untersucht. Es ist erwiesen, dass eine Hinterhandlahmheit zu einem Verrutschen des Sattels und zu gekrümmt sitzenden Reitern führt. Auch wird davon ausgegangen, dass ein schlechtes Sattelmanagement Rückenschmerzen beim Pferd hervorruft. Zudem leiden viele Sportreiter an muskuloskeletalen Erkrankungen, die als Berufsrisiko angesehen werden.

Studiendesign 

In der vorliegenden Studie wurden zunächst Daten über Lahmheiten, thorakolumbale Asymmetrie der Pferde, Sattelpassform und Haltung der Reiter in einer klinischen Untersuchung durch zwei Tierärztinnen gesammelt. Zudem wurden die Reiter mit Umfragebögen über ihre Wahrnehmung zu Pferdegesundheit, Sattelmanagement und Reitergesundheit befragt.

Von Interesse war vor allem:

1. Welche wesentlichen Unterschiede bestehen in der Sichtweise von Reitern und den von den Tierärztinnen erhobenen Daten?

2. Gibt es Zusammenhänge zwischen der Passgenauigkeit des Sattels und Asymmetrien oder Rückenschmerzen beim Pferd?

Tierärztliche Untersuchungen 

506 gesunde Pferde wurden einer umfassenden klinischen Beurteilung durch beide Autorinnen unterzogen. Dazu wurden Stockmaß, Körpergewicht und der Body Condition Score bestimmt. Die thorakolumbale Form des Pferdes wurde an definierten Stellen mit einem flexiblen, gebogenen Messlineal gemessen und auf Millimeterpapier übertragen. Nach Drehen des Lineals um 180° in der horizontalen Ebene wurde die Symmetrie zwischen der rechten und linken Körperseite beurteilt. Durch gründliche Adspektion und Palpation wurde die thorakolumbale Region auf auffällige Haarveränderungen, Verspannungen, Schmerzpunkte und Knoten hin untersucht. Die nachfolgende Bewegungsstudie wurde gefilmt und durch beide Autorinnen hinsichtlich Lahmheit, Sattelpassform und Sitz des Reiters beurteilt. Alle Pferde wurden im Trab auf gerader Linie geführt und im Trab und Galopp auf gerader Linie, in großen und kleinen Zirkeln auf rechter und linker Hand geritten. Abschließend wurden der jeweilige Sattel und die Sattellage des Pferdes adspektorisch und palpatorisch auf Auffälligkeiten und Unregelmäßigkeiten überprüft. Die Verlässlichkeit der Beurteilungen wurde durch Intrarater-Reliabilität geprüft und in Bezug auf die Sättel mit den Beurteilungen von drei Mitgliedern der Society of Master Saddlers verglichen.

Statistische Auswertung der klinischen Untersuchung im Vergleich zu den Angaben der Reiter.
Die Reiter (n =161) von 205 Pferden kamen der Bitte nach, die Fragebögen zu den von ihnen gerittenen Pferden auszufüllen (40,5 %). Die Reiter setzten sich aus Freizeitreitern, Turnierreitern mittleren Levels und professionellen Sportreitern auf fortgeschrittenem nationalem Level zusammen. Durch Kappa-Statistiken und Spearman-Korrelation wurden die Zusammenhänge zwischen den Daten der tierärztlichen klinischen Untersuchung und den Ergebnissen der Fragebogenauswertung ermittelt.

Geringe Übereinstimmung zwischen reiterlicher Wahrnehmung und tierärztlicher Untersuchung 

Wie vorher angenommen, gab es wenig Übereinstimmung zwischen den Umfrageergebnissen der Reiter und den klinischen Untersuchungsbefunden. Vor allem in Bezug auf Lahmheiten, Verrutschen des Sattels, Sattelpassform und thorakolumbale Asymmetrien zeigten sich Unterschiede in der Einschätzung.
Die klinische Untersuchung bestätigte eine gute Passform für den Großteil der Sättel, die laut Angaben des Reiters regelmäßig auf ihre Passgenauigkeit überprüft wurden. Allerdings wurde eine schlechte Passform bei über 30 % dieser regelmäßig überprüften Sättel festgestellt.
Über ein Drittel der Reiter dieser Studie litt unter Rückenschmerzen. Eine positive Korrelation zwischen Rückenschmerzen des Reiters und krummem Sitz bestand. Bei gut sitzenden Sätteln verbesserten sich Rückenschmerzen während des Reitens, wohingegen eine verkürzte kraniale Schrittphase und ein steifer Galopp keinen positiven Einfluss auf die Rückenschmerzen hatten.
Es wird angenommen, dass ein Reiter mit Rückenschmerzen nicht in der Lage ist, den Bewegungen des Pferdes zu folgen, sodass sich auch die Rückenschmerzen des Pferdes oder Lahmheiten in einem Teufelskreis noch verschlimmern. Asymmetrien der Rückenkontur auf Höhe von T18 wurden häufiger bei Pferden festgestellt, deren Reiter Rückenschmerzen hatten.
Schlecht sitzende Sättel haben also nicht nur schädliche Folgen für den Rücken des Pferdes, sie können auch zu einer schlechten Haltung und Verschlimmerung der Rückenschmerzen des Reiters führen.

Es gab nur eine schwache Übereinstimmung der Ergebnisse für eine schiefe Haltung des Reiters aus den Fragebögen und den tierärztlichen Beurteilungen. Ein Grund dafür könnte der Standort der beobachtenden Person sein. Die beste Beurteilung der Haltung des Reiters erfolgt von hinten. Als Grenzen der Studie wurden unter anderem die Subjektivität von Ergebnissen aus Fragebögen und die subjektive Beurteilung von z. B. Gang oder Passgenauigkeit des Sattels genannt.

Schlussfolgerungen 

Es besteht ein Zusammenhang zwischen schlecht sitzenden Sätteln, Reitern mit Rückenschmerzen, die sich während des Reitens verschlechtern, und Pferden mit leichten thorakolumbalen Asymmetrien.

Wichtig ist, die Passgenauigkeit des Sattels häufiger als einmal jährlich zu überprüfen.

Reiter, Trainer und weitere Personen, die an Ausbildung und Pflege von Pferden beteiligt sind, benötigen mehr Aus- und Weiterbildung, um die gegenseitige Beeinflussung von Lahmheiten, schlecht angepassten Sätteln und schief sitzenden Reitern zu erkennen.

Greve L, Dyson S (2015): Saddle fit and management: An investigation of the association with equine thoracolumbar asymmetries, horse and rider health. Equine Vet J 47: 415–421.


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